Aus dem Stadtteil-Kurier vom 08.01.2024: Wenn die Hockey-Frauen des Club zur Vahr ihre Rivalinnen vom Bremer HC II zum Stadtderby in der Regionalliga Nord empfangen, steht für beide Mannschaften am kommenden Sonnabend (13 Uhr) einiges auf dem Spiel. Zur Halbzeit der Hallenrunde steht die Bundesliga-Vertretung der Rot-Weißen mit zwei Zählern aus sieben Spielen am Tabellenende, der Club zur Vahr steht mit neun Punkten auf Rang sechs.
„Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga wollen wir wieder oben mitspielen“, erläutert Jannik Hainke, der die Regie bei den Hockey-Frauen gerade einmal eine Woche vor dem Start der Hallensaison übernommen hatte. Gemeinsam mit Jan-Felix Jasch und Co-Trainer Phillip Terbrack musste Hainke also zunächst einen schlagkräftigen Kader zusammenstellen, ohne dabei jedoch den Wiederaufstieg als konkretes Saisonziel aufzugeben. „Wir wollen jede Spielerin immer ein Stück weiterentwickeln und am Ende am besten natürlich oben mitspielen“, lautet die Vorgabe des 29-jährigen Projektleiters.
Hainkes Kontrahent Filius Conradi vom Bremer HC II hat sich und seiner Mannschaft den Klassenerhalt zum Ziel gesetzt. Seine Mannschaft profitierte von der Reform, wurde unerwartet aus der Oberliga in die Regionalliga hinauf gespült und will die unverhoffte Chance nun nutzen, um in der Regionalliga zu verbleiben – und gleichzeitig den Bundesliga-Frauen kontinuierlich neues Personal ermöglichen.
Dafür setzt der 26-Jährige auf ein ganz wichtiges Element: „Der Spaß steht bei jedem Training im Fokus“, erläutert Conradi, „dadurch kommt ein Teamgeist zustande, der uns gerade in engen Spielen einen Vorteil verschaffen könnte.“
Zum Auftakt der Hallensaison erhielten die BHC-Spielerinnen beim 4:7 beim Club zur Vahr allerdings zunächst eine Lehrstunde erteilt. Die individuelle Qualität der Gastgeberinnen habe letztlich den Ausschlag für die Niederlage gegeben, resümierte Conradi, dazu verfüge der Kader des CzV über deutlich mehr Erfahrung. „Uns fehlte auch in einigen anderen Partien einfach die nötige Cleverness“, verdeutlicht der BHC-Trainer, dessen Team auch beim MTV Braunschweig (1:7), dem Club an der Alster II (0:17) sowie beim Harvestehuder THC II (6:13) ordentlich Lehrgeld hatte zahlen müssen. „Wir müssen unsere Punkte gegen Braunschweig und Kiel holen“, sieht Filius Conradi sein Team durchaus mit Chancen, die Klasse halten zu können. „Wir haben die Qualität im Kader“, versichert Conradi, „in der Rückrunde müssen wir diese auch auf dem Platz zeigen.“
Beim Club zur Vahr sind die Interimstrainer noch nicht ganz zufrieden, mit sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Harvestehuder THC II ist der Abstand zur Spitze ebenso groß, wie der Vorsprung auf den letzten Tabellenplatz, den derzeit ausgerechnet der rot-weiße Stadtrivale einnimmt. „Wir haben bereits große Fortschritte gemacht“, betont Jannik Hainke, „aber die Spielerinnen brauchen natürlich immer noch etwas Zeit, um unsere Spielidee und unsere Philosophie verinnerlichen.“ Das neue Trainer-Trio bevorzuge einen offensiven Spielstil, bei dem die Spielerinnen ihre jeweiligen Gegnerinnen von Beginn mit aggressivem Pressing bereits in deren Spielhälfte unter Druck setzen wollen.
Die beiden Niederlagen gegen den UHC Hamburg II (2:6) und den MTV Braunschweig (4:6) hätten gezeigt, „dass wir uns in einem Neuaufbau befinden“, betont Hainke, „bei dem es immer auch mal wieder zu Rückschlägen kommen kann“. Allerdings ist Hainke ebenso wie seine beiden Trainerkollegen „fest davon überzeugt, dass wir eine erfolgreiche Saison absolvieren werden“, wie er versichert. „Spielerisch sind wir mit den meisten Teams absolut auf Augenhöhe“, betont Hainke, „wenn wir in den nächsten Spielen auch noch etwas klüger und ruhiger auftreten, ist noch eine Menge für uns drin.“
Start in die Rückrunde
Seinen Spielerinnen habe Hainke deshalb einen ganz simplen Auftrag mit auf den Weg gegeben: „Hinten stabil stehen und vorne Circus Roncalli“, lautet die Ansage vom Coach – welche die Spielerinnen des Club zur Vahr bis auf wenige Ausnahmen auch ziemlich erfolgreich umgesetzt haben. Und auch Filius Conradi sieht seine Mannschaft trotz der augenblicklich misslichen Lage gut gerüstet, um das Saisonziel Klassenerhalt aus eigener Kraft erreichen zu können. „Wir müssen unsere Defensive noch besser absichern“, zeigt der BHC-Trainer die Aufgabe für die kommenden Trainingseinheiten auf. „Wenn es uns dann noch gelingt, in der Offensive nicht nur Akzente zu setzen, sondern auch zum Torerfolg zu kommen, mache ich mir über den Klassenerhalt überhaupt keine Sorgen.“ Wichtig sei zum Start der Rückrunde, „dass wir uns mutig präsentieren und mit Spaß an die Herausforderungen herangehen“, betont Conradi. „Wenn es uns gelingt, in jedem Spiel als Einheit aufzutreten und dabei immer die Basics abzurufen, werden wir die nötigen Punkte auch holen“, zeigt sich Conradi zuversichtlich. „Bislang haben uns immer nur kleine Nuancen gefehlt, um Punkte zu holen“, verdeutlicht der BHC-Trainer, der davon überzeugt sei, „dass uns die Rolle des Underdogs gut zu Gesicht steht und wir aus dieser Position heraus noch für die eine oder andere Überraschung sorgen können“.
Vielleicht ist da ja bereits am kommenden Sonnabend im richtungweisenden Stadtderby möglich, schließlich dürften die Gastgeberinnen vom Club zur Vahr als Favoritinnen in das Match gehen – sollten sie die Begegnung allerdings auch nur im Ansatz auf die leichte Schulter nehmen, könnte ihnen ein ähnliches Schicksal blühen, wie es einst auch dem Riesen Goliath in dessen sagenumwobenen Kampf gegen David widerfuhr.
Von Christian Markwort